Französische Revolutionstruppen besetzen das linke Rheinufer und errichten eine Munizipalverwaltung zwischen Rhein und Maas.
Der ehemals kurpfälzische Militär-Hauptmann Carl Englerth aus Jülich wird zum Beigeordneten des Kantons Eschweiler berufen. Englerth ist seit 1786 mit Christine Wültgens, die Erbin des Johann Peter Wültgens, verheiratet und ist dadurch Bergwerksbetreiber in Eschweiler geworden.
Am 24. Januar wird Friedrich Englerth, Bergwerksbetreiber, Sohn des vormaligen Bürgermeisters Carl Englerth und der Bergwerks-Erbin Christine Wültgens, Bürgermeister. Der Bau des Rathauses an der Dürener Straße beginnt.
Friedrich Thyssen, Friedrich Englerth, Ludwig Beissel und Jacob Springsfeld gründen in Aachen die Draht-Fabrik-Compagnie, die in Eschweiler zwischen August-Thyssen-Straße (bis 1965: Industriestraße), Langwahn, Steinstraße und Mühlenstraße (heute: Indestraße) Deutschlands erste Walzdrahtfabrik betreibt. Maschinenpark und Montagen besorgen Englerth, Reuleaux & Dobbs aus Pumpe-Stich, die über ihre dortige Firma englische Maschinen vertreiben. Hergestellt wird Walzdraht aus in der Eifel geschmiedetem Luppeneisen.Der Eschweiler Bergwerks-Verein (EBV) gerät in eine Finanzkrise und kooperiert seitdem mit der Kölner Privatbank Sal. Oppenheim.
Der »Heinrichsschacht« bei Weisweiler wird durch den EBV abgetäuft und wenig später erfolgt dort die Kohleförderung.
Die Belegschaft in der Grube Centrum erreicht mit 1.348 Mann ihren höchsten Stand.
Um Weihnachten soll Förster Lersch am Ichenberg den letzten wilden Wolf in Eschweiler erlegt haben. Nach anderer Darstellung erfolgte die letzte Wolfsjagd bereits in den 1840er Jahren in einem Winter und am Donnerberg, und Schütze soll hier Förster Wandelt gewesen sein. Erst im Jahr 2005 wird in Eschweiler wieder ein Wolf gesichtet.Am 26. April werden der Gemeinde Eschweiler durch Allerhöchste Kabinettsorder König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen die Stadtrechte nach der rheinischen Städteordnung vom 15. Mai 1856 verliehen. Die Städteordnung enthält scheindemokratische Elemente: Der Bürgermeister ist die »Obrigkeit«. Er und die besoldeten Beigeordneten werden von der Stadtverordnetenversammlung auf 12 Jahre oder auf Lebenszeit gewählt. Die Wahl der Stadtverordneten bestimmt sich nach Wirtschaftskraft. Frauen sind vom aktiven und passiven Wahlrecht ausgeschlossen. Bürgermeister (1851 - 1859) ist Augustin Piedmont.
Die Ortschaften Hehlrath, Kinzweiler und St. Jöris werden ausgemeindet und bilden bis zur erneuten Eingliederung 1972 die Gemeinde Kinzweiler. Indes wird die Gemeinde Kinzweiler noch bis 1901 von der Stadt Eschweiler verwaltet.Die Inde führt Hochwasser und überschwemmt die Innenstadt und weitere Stadtteile. Große Teile der Drahtfabrik fallen ein.
Aus der 1899 aufgeteilten Firma Englerth & Cünzer ist das Werk in Pumpe der neugegründeten Eschweiler Maschinenbau Aktiengesellschaft übertragen worden, die sich nun mit der Firma Koch & Wellenstein aus Ratingen zur Eschweiler-Ratinger Maschinenbauaktiengesellschaft (ERMAG) zusammenschließt, die ab 1917 als Herstellerin nahtloser Stahlröhren bekannt werden wird und deren letzte Nachfolgerin, die ESW-Röhrenwerke GmbH, heute den schließlich letzten größeren Betrieb der schweren Eisen- und Stahlindustrie im Indetal betreibt.
Der Eschweiler Bergwerks-Verein (EBV) fusioniert mit der Vereinigungsgesellschaft für Steinkohlenbau im Wurmrevier. Die neue Gesellschaft firmiert unter EBV und ist eine der größten Zechengesellschaften Europas. Im Jahr 1907 wird es ca. 2,0 Mio t Kohle fördern und in seinen Kokereien rund 500.000 t Koks erzeugen. Die Belegschaft steigt auf über 10.000 Mann an. Bis zum ersten Weltkrieg wird die jährliche Förderung auf rund 3,0 Mio t Kohle und 950.000 t Koks gesteigert werden.Bürgermeister Carbyn bemüht sich, dass von Köln Militär nach Eschweiler verlegt wird. Eine Garnison belebt die Konsumwirtschaft, sorgt in einer Industriestadt aber auch für den Arbeitsfrieden und dies ganz im Sinne der Industriellen, der Fabrik- und Bergherren: Streiks gelten in einer Gesellschaft, in der alles seinen festen Platz hat, als ungebührlich.
Das Amtsgericht bezieht das neue Gebäude in der Kaiserstraße, wo es heute noch ansässig ist. Das Gebäude trägt heute noch an der Fassade in Stein die Redewendung »Jedem das Seine«, die Verteilungsgerechtigkeit bedeutet. 1914 erscheint der Spruch auf den Koppelschlössern der deutschen Soldaten, die das neutrale Belgien überfallen und den 1. Weltkrieg auslösen, 1937 über dem Haupttor des KZ Buchenwald.Eschweiler bekommt eine »Volksbibliothek und öffentliche Lesehalle« mit rund 800 Bänden. Die heutige Stadtbücherei führt rund 40.000 Bände und ist elektronisch vernetzt.
In Weisweiler wird die Brikettfabrik errichtet.Am 7. Februar wird in Köln aus dem Zusammenschluss mehrerer Kapitalgesellschaften (»Gewerkschaften« im bergrechtlichen Sinne) die Braunkohle-Industrie Aktiengesellschaft (BIAG) »Zukunft« gegründet. Die BIAG betreibt den Tagebau »Zukunft« bei Dürwiß.
Der Eschweiler Bergwerks-Verein (EBV) verlegt seine Hauptverwaltung von Eschweiler-Pumpe nach Kohlscheid (seit 1972: Herzogenrath), da sich die Kohleförderung vom Inde- ins Wurmrevier verlagert hat. Die Büroräume im »Bergamt« genannten Hauptverwaltungsgebäude in Pumpe werden von der 1911 gegründeten Hüttenabteilung des EBV übernommen. Mit dem 1911 durch Fusionen entstandenen luxemburgischen Stahlkonzern ARBED wird ein Interessenvertrag geschlossen, mit dem die Koksversorgung für die Stahlproduktion und die Abnahme der Koksproduktion sichergestellt werden. 1926 wird die ARBED die beherrschende Hauptaktionärin des EBVs sein.Nach zweijähriger Bauzeit ziehen unter großer Anteilnahme der Bevölkerung feierlich begrüßt am 1. Juli vier Kompanien des 2. Bataillons des preußischen Infanterie-Regiments 161 (10. Rheinisches) mit 772 Mann in die fertiggestellte Infanterie-Kaserne in der heutigen Preyerstraße/Gartenstraße (bis 1955 Kasernenstraße, zeitweise Hindenburgstraße, ursprünglich Lohner Straße) ein, »vom schönen Trier in die Kohlenstadt Eschweiler«.
Am 1. Juli nimmt auch das Kraftwerk »Zukunft« in der damals noch selbständigen Gemeinde Weisweiler den Probebetrieb mit einer Leistung von 12 MW auf. Verstromt wird Braunkohle aus dem Tagebau »Zukunft« bei Dürwiß. Kraftwerksbetreiber ist die Kraftwerk AG Köln.Christine Englerth geb. Wültgens (* 14. August 1767 in Rath bei Düsseldorf; † 4. Mai 1838 in Eschweiler)
Zur Entwässerung der Steinkohle-Gruben diente die Pumpenanlage der Herrenkunst. Drei große Wasserräder bewegten ein Pumpensystem, um das Wasser aus den Stollen zu schaffen.
Die von Friedrich Englerth um 1845 erneuerte Eschweiler Burg, die »Kaffeemöll«, von der Dechant-Deckers-Straße aus um 1960, 1967 für den Neubau des St. Antonius-Hospitals bis auf den Bastionsturm im Bild abgetragen (Foto: Eberhard Becker)
Die 1955 abgebrochene Drahtfabrik 1875 an der Steinstraße, teils Gelände des heutigen Bushof. Neben dem dicken Schlot das Geburtshaus des späteren Stahlmagnaten August Thyssen. Ihm zu Ehren wurde die an der Drahtfabrik liegende Industriestraße 1965 in August-Thyssen-Straße umbenannt. Thyssen indes und die Fabrikherren seiner und späterer Generationen haben es vorgezogen außerhalb ihrer Anlagen im »Grünen« zu leben.
Eschweiler Panorama um 1890, im Vordergrund: Brauerei Peltzer, im Hintergrund rechts: die von Friedrich Englerth zur »Kaffeemöll« erneuerte Eschweiler Burg
Bürgerliche »Grubenfahrt« am 21. September 1899, von links nach rechts 2. Agnes Schütz geb. Franzen, 3. Jacob Schütz, 4. Maria Franzen, 5. Karl Franzen, 6. Carl Franzen, 7. Dr. med. Abels, 8. Cecilie Abels geb. Franzen, 9. Josef Franzen
Aachener-Kleinbahn, Wagen 129 mit zwei Kippwagen am Talbahnhof. Original-Aufnahme zwischen 1898 und 1902.
Straßenbahnpunkt Eschweiler Dreieck, etwa zwischen 1905 und 1910. Bildmitte: Eingang zum »Warteraum«, links: Triebwagen 124 mit Güterwagen der Linie M Eschweiler - Hamich, rechts: Triebwagen 115 der Linie P Eschweiler - Alsdorf mit Personenbeförderung.
(Foto Q.: Rainer Bimmermann)