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Braunkohlekraftwerk und Brikettfabrik in Weisweiler

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Die Verstromung und Veredelung von Braunkohle aus großflächigen Tagebauen gewann ab 1910 und dann massiv befördert durch die Autarkie-Bestrebungen der Nazis zum Zweck der Kriegsführung an wirtschaftlicher Bedeutung.

Brikettfabrik und Kraftwerk im Eschweiler Stadtteil Weisweiler wurden 1909 bzw. 1912 errichtet und nach dem Zusammenschluß mehrerer bergrechtlicher Kapitalgesellschaften 1913 von der somit gegründeten Braunkohle-Industrie-Aktiengesellschaft (BIAG) »Zukunft« unterhalten. Das Kraftwerk wurde stetig ausgebaut, wobei der 1937 erbaute und 1978 niedergelegte, 168 m hohe Schornstein, im Volksmund wie für alle hohen Fabrikschlote der »Lange Heinrich« genannt, zu einem Wahrzeichen wurde, das auch Eschweiler noch vor der Eingemeindung Weisweilers überstrahlte.

Während die Brikettfabrik nach 1976 nach Köln verlegt worden ist, verstromt das Kraftwerk seit 1914 Braunkohle – nur unterbrochen im Ende des Zweiten Weltkriegs, als die Flöze in Eschweiler in Brand geschossen waren. 1922 erwarb das Rheinisch-Westfälische Elektrizitätswerk (RWE) die Mehrheitsbeteiligung an der BIAG. Die BIAG ging 1959 in der Rheinbraun auf und letztlich ist RWE Power als Kraftwerksbetreiberin geblieben.

Heute ist es das drittgrößte der vier RWE-Braunkohlekraftwerke und erbringt eine Nettoleistung von rund 1.884 MW. Dazu werden jährlich zwischen 20 und 25 Millionen Tonnen Braunkohle mit einem Wirkungsgrad von etwa 30 % verbrannt. Dabei werden aber auch jährlich 19,8 Millionen Tonnen CO-2, einige Millionen Tonnen sonstige Schadstoffe und rund 402.000 Tonnen Feinstaub ausgestoßen (t/a im Schnitt 2007 - 2013, PRTR). Hinzu kommt die erhöht radioaktive Asche. Die Umweltagentur der EU schätzt die vom Kraftwerk ausgehenden Schadenskosten als die neunthöchsten unter 28.000 europäischen Industrieanlagen. 2014 wird es zudem als Infektionsquelle mit der Legionellose-Epidemie im Kreis Düren in Verbindung gebracht. Zuvor wurden indes nie Untersuchungen darüber angestellt, ob untypische und schwere Lungenkrankheiten in der Region ihre Ursache in dem Kraftwerk in Weisweiler haben könnten.

Text und Bildlegenden: Haro von Laufenberg