Um die Eschweiler Innenstadt dem Autoverkehr zu unterwerfen, wurde mit dem Bau der Indestraße 1961 bis 1980 ein Großteil der Altstadt entfernt, um zugleich Raum für Investitionen zu schaffen. Gegen Bedenken in der Bevölkerung und trotz einer planerischen Alternative fielen der »Sanierung« rund 220 Häuser in der Eschweiler Innenstadt und damit der Charakter der Altstadt zum Opfer. Das historische Oberdorf, die Mühlenstraße, verschwand komplett, aber auch Knickertsberg, Judenstraße und Bachstraße gingen vollständig unter. Der Bau der Indestraße hat jedoch nicht nur historische Bausubstanz beseitigt. Der gesamte historische Grundriss Eschweilers ist verloren gegangen. Weitgehend sind auch die Beziehungen des historischen Ortskerns zur Inde, die Eschweiler den Beinnamen »Indestadt« überhaupt erst eingetragen haben, durch die Indestraße und die massive Neubebauung aufgehoben worden. So ist es heute nicht mehr möglich, was vordem gang und gäbe war, die Uferbereiche und die Inde selbst zu benutzen. Stattdessen wurden Großstrukturen geschaffen, die heute noch die Proportionen in der Innenstadt unverhältnismäßig beeinflussen, und seitdem die Indestraße die Reste der ursprünglich über den Fluss gewachsenen Altstadt trennt, driften die beiden Teile entwicklungspolitisch immer weiter auseinander. Die »Stadtsanierung« hat letztlich kein städtebauliches Problem beseitigt, aber ein neues städtebauliches Problem geschaffen.
Die Bilder der vorstehenden Galerie sind sämtlich dem opulent mit Situationsplänen, Luftbildern und Panoramafotos ausgestatteten Titel »Armin Gille: Eschweilers verschwundene Straßen«, der aktuell in der 3. Auflage 2016 im Eschweiler Geschichtsverein erschienen ist, entnommen. Dieser Bild- und Textband liefert eine Retrospektive, wie sah das in unserer Stadt vordem aus? Mit viel Detailwissen führt der Autor anschaulich durch die (ursprüngliche, jetzt nicht mehr erhaltene) Eschweiler Altstadt aus der Zeit vor, während und unmittelbar nach der »Sanierung«, wobei es ihm gelingt, mit der Vermittlung von Sachinformation den Charme des alten Eschweiler noch einmal einzufangen.
Für diesen Bild- und Textband können Sie hier eine Leseprobe einsehen. Armin Gille schreibt übrigens auch Texte zu der im Aachener Zeitungsverlag erscheinenden und im Online-Angebot des EGV versammelten Fotoserie »Eschweiler Ansichten – damals und heute«.